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Deshalb schweige ich zum Nahostkonflikt

23. Mai 2021

Die Debatte zum Nahostkonflikt wird in sozialen Netzwerken von uneingeschränkten Un­ter­stüt­ze­r:in­nen Israels und Palästinas dominiert. Die moderaten Stimmen sind leise und gehen auf Facebook, Twitter und Co unter. Am lautesten sind jedoch jene, die schweigen.

Als Muslim und libanesischstämmiger Deutscher erwarten viele meiner Landsleute und Glaubensgeschwister mein Statement zum Nahostkonflikt. Wenn ich den Aufforderungen nicht nachkomme, wird mir wahlweise der Glaube abgesprochen, Verrat an meiner Heimat oder Feigheit vorgeworfen.

Dabei habe ich gute Gründe für mein Schweigen. Ich halte mich mit Äußerungen zum Nahostkonflikt bewusst zurück, weil er sensibel, komplex und emotional hoch aufgeladenen ist. Ich kenne weder die Historie im Detail noch all die UN-Resolutionen und Beschlüsse, geschweige denn alle Überlieferungen in den heiligen Schriften, wonach die eine oder andere Seite Anspruch auf das Heilige Land erhebt. Natürlich habe ich eine Meinung. Aber eine Meinung ist eben kein Argument. Weder die Herkunft noch die Religionszugehörigkeit sind für die Einschätzung des Nahostkonflikts entscheidend. Ausschlaggebend sind das Wissen und die Erfahrung.

Schwarmintelligenz kann auch irren

Es ist schon erstaunlich, wie viele sich in der Internetcommunity zu Ex­per­t:in­nen im Nahostkonflikt aufspielen. Natürlich kann je­de:r seine/ihre Meinung ungefiltert im Netz veröffentlichen, aber die Schwarmintelligenz führt nicht unbedingt nach dem Habermas’schen Ideal zum Sieg des besten Arguments. Zuweilen wird unnötig Öl ins Feuer des ohnehin hoch explosiven Konflikts gegossen.

Wir Muslime können nicht über die vermeintlichen Islam- oder Nahostexperten klagen, aber uns vormachen, dass wir aufgrund unserer Herkunft oder Religion per se qualifizierter sind, um über bestimmte Themen zu sprechen. Wenn ich eines Tages mehr über den Nahostkonflikt weiß, werde ich mich zu Wort melden. Solange werde ich weiter schweigen, egal was andere dazu sagen.

Erstveröffentlicht, taz, 17.05.2021: https://taz.de/Positionen-im-Nahostkonflikt/!5767439/

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1 Comment

  1. Abdussamed sagt:
    30. Juni 2021 um 14:00 Uhr

    Ich finde den Ansatz sehr vernünftig, jedoch sollte man darauf achten nicht gegenüber Unrecht zu schweigen, falls man diese für sich faktisch erkennt. Hinzukommt das lautstarke Meinungsäußerung ohne konstruktiven Lösungsansatz nicht mehr als Emotionsablassung ist. Ähnlich eines Ultras im Fußballstadion, “der Schiri ist schuld” .(ich bin frustriert und muss brüllen und fühle mich erleichtert, damit ist jedoch anderen nicht geholfen)

    Lektüre zu dieser Thematik –> Ilan Pappe “Die ethnische Säuberung Palästinas” um sich evtl. der Thematik ein wenig anzunähern.

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