Gottschalk begründete seinen „Wetten, dass…“- Rücktritt unter anderem mit der Sorge vor „Shitstorms“. Leider verwechselt Gottschalk konstruktive Kritik mit einem Shitstorm. Wenn Thomas Gottschalk sich beispielsweise sexistisch äußert, dann gibt es eben auch Proteste in sozialen Netzwerken.
So sagte Gottschalk in seiner letzten Sendung in Richtung Shirin David: „Ich hätte dir auch die Feministin nicht angesehen.“ Schlagfertig konterte David: „Ich möchte sagen: Als Feministin können wir gut aussehen und können klug sein und eloquent und wunderschön zugleich – das eine schließt das andere nicht aus.“
Außerdem hat Gottschalk den Ex-Tennisstar Ina Ivanović auf die Rolle der Hausfrau, Ehefrau und Mutter der gemeinsamen Kinder mit Bastian Schweinsteiger reduziert. Ich unterstelle Thomas Gottschalk keine Absicht, aber seine Worte waren zutiefst sexistisch. Dies zu benennen ist kein „Shitstorm“, sondern eine demokratische Gegenöffentlichkeit.
Gottschalks Sorge vor „Shitstorms“ wird gerade in Verschwörungskreisen ziemlich gefeiert. Kein Zufall, denn Erzählungen wie die angebliche Zensur sind gerade dort weit verbreitet.
Thomas Gottschalk ist ein Fernsehgott- keine Frage. Thomas Gottschalk ist jedoch kein unfehlbarer Gott. Seine Worte müssen als Star-Moderator mit Millionenpublikum hinterfragt werden. Bei der letzten Folge musste ich mich als Mann an mehreren Stellen fremdschämen.
Abgesehen davon bedanke ich mich bei Thomas Gottschalk für viele unvergessliche Fernsehmomente. Als Kind und Jugendlicher habe ich „Wetten, dass…“ geliebt. Wetten, das Thomas Gottschalk diese Worte gefallen?
Fotoquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Thomas_Gottschalk1.jpg?uselang=de-formal, CC BY-SA 2.0 DEED