Auf einem Spielplatz kreuzten sich die Wege eines Rechtsextremisten* und der Muslima Marwa el-Sherbini zum ersten Mal. Die Mutter spielte nichtsahnend mit ihrem dreijährigen Sohn, bis sie vom Rechtsextremisten aufgrund ihres Kopftuchs als “Islamistin” und “Terroristin” bezeichnet wurde.
Beobachter informierten die Polizei und El-Sherbini erstattete Anzeige wegen Beleidigung. Der Täter war sich keiner Schuld bewusst. Aus seiner Sicht seien Muslime “nicht beleidigungsfähig”, da sie keine „richtigen Menschen“ seien, sagte er vor Gericht. Er wurde zu seiner Geldstrafe verurteilt und legte Berufung ein.
Die schwangere Marwa musste ein weiteres Mal aussagen. Ihr dreijähriger Sohn und Ehemann waren auch anwesend. Plötzlich zückte der Rechtsextremist ein Messer und stach 18 Mal auf sie ein.
Ihr Ehemann eilte zur Hilfe und der Rechtsextremist stach drei Mal auf ihn ein. Ein heraneilender Polizist hielt den Ehemann für den Täter und schoss ihm auch noch ins Bein. Der Ehemann überlebte, aber für Marwa El-Sherbini kam jede Hilfe zu spät. Sie und ihr ungeborenes Kind erlagen ihren Verletzungen. Der Täter wurde wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Mord an der Muslima Marwa el-Sherbini zeigt, wohin Vorurteile und Hass führen. Rassismus tötet. Heute vor 14 Jahren wurde Marwa el-Sherbini umgebracht.
Islamfeindlichkeit ist nach wie vor ein aktuelles und akutes Problem. Muslim:innen müssen rassistische Angriffe fürchten – und zwar täglich. 898 Übergriffe, also mehr als zwei am Tag, verzeichnet das am Montag vorgestellte Lagebild zu antimuslimischen Rassismus für 2022.
Bei den islamfeindlich motivierten Straftaten handelt es sich unter anderem um Volksverhetzung, Sachbeschädigungen, Beleidigung von Muslim:innen und nicht zuletzt um Angriffe auf muslimische Einrichtungen wie Moscheen.
*Den Namen von Terroristen oder Rechtsextremisten nenne ich bewusst nicht, denn ich möchte den Tätern nicht unnötig mediale Aufmerksamkeit schenken.