Die Polizeiwache Nord glich am gestrigen Samstag einer Festung. 14 Polizist*innen mit ernsten Blicken stehen hinter einer Absperrung. Davor stehen wütende und trauernde Demonstrierende. Sie skandieren in Richtung der Polizist*innen:„Blut, Blut, Blut klebt an euren Händen“, „Deutsche Polizisten, Mörder und Rassisten“, „Überall Polizei, Nirgendwo Gerechtigkeit“.
Die Dortmunder Nordwache steht bei vielen Menschen nicht-weißer Hautfarbe im Viertel in Verruf. Laut der Polizei demonstrierten etwa 1.000 Menschen. Es dürften jedoch doppelt so viele gewesen sein. Das Motto lautet: „Justice for Mouhamed“, der mit vier Kugeln durch einen Polizisten getötet wurde.
Zunächst sprach die Polizei von Notwehr, weil der Jugendliche mit einem Messer bewaffnet war. Mittlerweile ist jedoch klar: Von dem 16-jährigen Mouhamed ging keine Gefahr aus, vielmehr gefährdete er sich selbst mit dem Messer. Er saß in einer Ecke und wurde weder vor Einsatz der Waffe noch des Tasers oder Reizgases vorgewarnt. Dies bestätigen mittlerweile selbst einige der zwölf Polizist*innen, die am Einsatz beteiligt waren. Allerdings drangen diese Informationen erst vor wenigen Tagen an die Öffentlichkeit.
Laut den Organisator*innen der Demonstration ist Mouhamed „kein Einzelfall, sondern Opfer eines fehlerhaften und diskriminierenden Systems.” Trotz der Temperaturen um den Gefrierpunkt, kochen die Emotionen. Eine wütende Frau schreit in Richtung der Polizeikräfte: „Wir bleiben in Dortmund“… „Wir sind Menschen, so wie ihr“. Die Polizist*innen zeigen keine Emotionen. Eine andere Demonstrantin hat Tränen in den Augen. Sie ist aus Essen angereist und stellt sich verzweifelt die Frage: „Wie kann es sein, dass die Polizei Mohammed ermordet hat“?
Die Demonstrierenden ziehen weiter und eine Parole ist immer wieder zu hören: „Schämt euch!“ Schämen sollen sich die Polizist*innen für den Mord und für die falsche Darstellung der Todesumstände unmittelbar nach der Tat. Als Konsequenz fordern die Organisatoren vor allem „eine unabhängige Polizeibeschwerdestelle.“ Denn es könne nicht sein, dass Beschwerden gegen die Polizei wiederum von der Polizei bearbeitet werden. Die Familie des Verstorbenen Mouhamed hat eine eindringliche Nachricht aus dem Senegal gesandt: „Wir hoffen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.“