Bei einem Einsatz hat ein Dortmunder Polizist einen 16-jährigen Schwarzen mit einer Maschinenpistole mit fünf Schüssen getötet. Die Schüsse trafen den 16-jährigen in den Bauch, in den Kiefer, in den Unterarm und zweimal in die Schulter. Elf Polizisten waren vor Ort. Der Jugendliche soll die Beamten zuvor mit einem Messer angegriffen haben, so die Polizei. Die Polizisten blieben unverletzt. Mir stellen sich folgende Fragen:

1. Wie kann es sein, dass 11! Polizisten nicht in der Lage sind, einen 16-jährigen ohne Schusswaffen festzunehmen? Wenn die Waffe schon zum Einsatz kommt, warum kein Warn- oder Beinschuss?!

2. Aus Neutralitätsgründen übernahm die Recklinghäuser Polizei die Ermittlungen gegen die Polizisten, die im Einsatz waren. Wie neutral können Ermittlungen der Polizei gegen die Polizei sein? Tendenziell nicht! Expert*innen kritisieren diese Praxis und fordern längst die Einrichtung einer unabhängigen Beschwerde- und Ermittlungsbehörde, an die sich Bürger*innen wenden können. Eine solche Behörde gibt es zum Beispiel in Dänemark.

3. Warum verteidigen so viele Menschen in sozialen Netzwerken die Polizei, obwohl sie wahrscheinlich unverhältnismäßig gehandelt hat? Ist es Obrigkeitsdenken oder mangelnde Empathie, weil der Jugendliche Schwarz war? Ja, die Polizei genießt hohes Vertrauen in Deutschland, aber deshalb sollte die Polizei nicht uneingeschränkt verteidigt werden, zumal es noch viele offene Fragen gibt.

4. Warum erwähnen diverse etabliere Medien nicht die Hautfarbe des Opfers? Bei nicht-weißen Tätern wird die Hautfarbe immer wieder großzügig genannt. Laut dem Pressekodex sollte die Herkunft oder Hautfarbe bei der Berichterstattung genannt werden, wenn es eine Verbindung zwischen dem Merkmal und der Tat gibt. Nicht-weiße Menschen werden hierzulande strukturell von der Polizei diskriminiert, beispielsweise durch Racial Profiling. Grund genug, um die Hautfarbe zu nennen.

5. Warum ist es bundesweit auffällig ruhig, obwohl ein Jugendlicher während eines Polizeieinsatzes gestorben ist? Müssen wir erst Videos sehen, wie im Falle von George Floyd, um uns zu empören? Fällt es uns leichter mit dem Finger auf andere Länder zu zeigen, statt auf Missstände hierzulande zu blicken? Ich denke, leider ja.

Ich fordere eine lückenlose Aufklärung dieses Polizeieinsatzes! Nur so kann Vertrauen in die Polizei entstehen! Nur so kann verhindert werden, dass Menschen bei Polizeieinsätzen sterben!