Ich heiße Said Rezek, habe einen deutschen Pass, bin in Deutschland geboren und meine Eltern stammen aus dem Libanon. Ich habe also einen sogenannten Migrationshintergrund, zumindest noch.
In Zukunft werde ich als „direkter Nachkomme von Eingewanderten“ bezeichnet. Dies ist der Vorschlag von Expert*innen, die von der Bundesregierung beauftragt wurden.
Praktisch ändert sich jedoch erst einmal nichts, denn der Migrationshintergrund ist mehr als ein Begriff.
Meine Haare bleiben schwarz, meine Haut und meine Augen bleiben braun. Und ich heiße weiterhin Said Rezek, statt Michael Müller. Außerdem bin ich Muslim und kein Christ oder Atheist.
Der Migrationshintergrund ist mehr als ein Begriff. Er ist der Grund, weshalb ich
häufiger von der Polizei kontrolliert werde als andere,
bei der Wohnungssuche diskriminiert werde,
Jobs nicht bekomme,
in Clubs nicht reinkomme,
bei gleicher Leistung, schlechtere Noten erhalte,
mit gebrochenem deutsch angesprochen werde,
für einen Kriminellen gehalten werde,
…
Trotz allem werde ich meinen Namen nicht ablegen, mir keine blauen Kontaktlinsen zulegen, meine Haare nicht blondieren, meine Haut nicht bleichen, kein Bier trinken und kein Schweinefleisch essen, nur damit ich von Rassist*innen akzeptiert werde.
Ob ich einen Migrationshintergrund habe oder als Nachkomme von Eingewanderten bezeichnet werde, ändert erst einmal nichts. Entscheidend ist, dass sich der rassistische Blick auf mich verändert.
Und vielleicht werde ich dann irgendwann als Deutscher gesehen, ohne Wenn und Aber. Migrationshintergrund oder Nachkomme von Eingewanderten sind für mich die politisch korrekten Bezeichnungen für Ausländer!
Erstveröffentlichung, DOntHateBlog, 11.02.2021:
https://www.facebook.com/donthateblog/posts/240103804458098