Ein Opfer des rassistisch motivierten Terroranschlags in Hanau heißt Said mit Vornamen, so wie ich. So wie er, habe ich einen sogenannten Migrationshintergrund, so wie Millionen Menschen in diesem Land. Dieser Anschlag hätte auch die meisten Migrant*innen in diesem Land treffen können, wenn sie zur falschen Zeit, am falschen Ort gewesen wären. Diese Vorstellung ist brutal. Ich möchte keine Angst schüren, aber die Gefahr ist real.
Laut der Amadeu Antonio Stiftung sind seit 1990 mindestens 214 Menschen durch rechte Gewalt gestorben. Darunter die Opfer der Terroranschläge von Halle, Hanau, München, Mölln, Solingen, Rostock und nicht zuletzt die der NSU-Mordserie. Den Opfern ist ihr Aussehen, ihre (vermutete) Herkunft und/oder Religionszugehörigkeit zum Verhängnis geworden. Die Ursache für alle Morde heißt Rassismus.
Solche Anschläge oder der Alltagsrassismus drohen theoretisch immer und überall, sei es in der Schule, auf der Arbeit, wenn Fußballfans durch die Stadt ziehen, in den öffentlichen Verkehrsmitteln, wenn jemand an der Kasse steht etc.
Was kann gegen den Rassismus unternommen werden?Überall und jederzeit droht die Gefahr von rechts. Migrantisierte und rassifizierte Menschen müssen also in ständiger Alarmbereitschaft sein. Dies raubt vielen Betroffenen die Leichtigkeit im Alltag. Ich stelle mich jederzeit auf eine übergriffige Bemerkung oder körperliche Handlung ein, die subtil oder ganz offen und aggressiv auftreten kann.
Was tun? Rassismus muss erkannt, beim Namen genannt und bekämpft werden. Immer und überall. Dies ist ein langer Weg, der niemals endet.Heute gedenken wir den Opfern des Terroranschlags in Hanau. Die Namen der Menschen, die am 19. Februar 2020 in Hanau ermordet wurden, dürfen nicht vergessen werden: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov.