Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals einen Artikel über diese Frage schreiben würde, doch die Wuppertaler Staatsanwaltschaft lässt mir keine andere Wahl, denn: Ein 25-jähriger Mann stirbt in der Nacht zum 1. November in Wuppertal – in Polizeigewahrsam. Erst als ein Video auf Twitter kursiert, macht die Polizei den Fall knapp eine Woche später öffentlich.

Auf die Frage, warum der Todesfall in Polizeigewahrsam nicht öffentlich gemacht wurde, erklärte die Staatsanwaltschaft, man habe einen „internistischen Notfall“ mit Todesfolge nicht für »medienrelevant« gehalten. Das ist Quatsch!

J-E-D-E-R Aspekt dieses Todesfalls ist medienwirksam, denn Journalist*innen orientieren sich bei der Auswahl ihrer Themen an Nachrichtenwerten. Zu diesen zählen Aktualität, Negativität, Tragweite, Dramatik, Kuriosität, Personalisierung, Emotionen, Konflikte und nicht zuletzt Gefühle.

Je mehr Nachrichtenwerte erfüllt werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Medien auch gewisse Themen in der Berichterstattung aufgreifen. Beim Todesfall des 25-jährigen werden diverse Nachrichtenwerte erfüllt. Selbst Laien sollten diese auf Anhieb erkennen, aber die Wuppertaler Staatsanwaltschaft hielt den Tod in Polizeigewahrsam für nicht berichtenswert?!

Entweder die Wuppertaler Staatsanwaltschaft ist absolut inkompetent in Sachen Medienkompetenz oder sie hat versucht einen Todesfall in Polizeigewahrsam zu verschleiern. Es spricht vieles für den Versuch der Vertuschung, denn so inkompetent kann keine Staatsanwaltschaft sein.

Die Staatsanwaltschaft ist anscheinend sehr kreativ, wenn es darum geht, sich Ausreden einfallen zu lassen. Die gleiche Energie erwarte ich nun von der Staatsanwaltschaft bei der Aufklärung des Todesfalls.

Laut den Ermittlern hatte in den frühen Morgenstunden des 1. Novembers ein Taxifahrer die Polizei alarmiert: Der 25-Jährige habe sich mit seiner Schwester heftig gestritten, das Geschehen habe sich aus dem Taxi auf die Straße verlagert. Als die Polizei da war, griff der Mann die Beamten laut den Ermittlungen an. Der 25-Jährige wurde gefesselt, verlor bei einer anschließenden Blutprobe das Bewusstsein und starb. In diesem Artikel geht es nicht darum, ob die Wuppertaler Polizei für den Tod des 25-jährigen verantwortlich ist, aber ich erwarte Aufklärung!