„Wozu Rassismus?“, lautet der irritierende Titel des neuen Buches von Prof. Aladin El-Mafaalani, das er am 10. September im Dortmunder Dietrich-Keuning-Haus vorgestellt hat. Dort berichtete der Bestseller-Autor, dass er den Titel ganz bewusst gewählt habe, denn Rassismus erfüllte über Jahrhunderte hinweg die Funktion des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Als Beispiel erwähnt der Soziologe die Sklavenhaltergesellschaft, in der jede*r seine Rolle eingenommen habe.
Der gesellschaftliche Zusammenhalt basierte also auf lupenreinen und brutalen Rassismus. Eben jener gesellschaftliche Zusammenhalt gehe aber zunehmend verloren und der Grund dafür seien ausgerechnet die Anti-Rassist*innen, so El-Mafaalani, denn: Anti-Rassist*innen prangern Rassismus an, fordern gleiche Rechte für alle und hinterfragen somit die bestehende Gesellschaftsordnung.
Den Widerstand der Anti-Rassist*innen bekommen laut dem Soziologen vor allem die „alten weißen Männer“ zu spüren. Für sie fühle sich Fairness wie Verlust an, weil sie Überprivilegien verlören. Den Druck spüren alte weiße Männer zum Beispiel, wenn sie rassistisches Vokabular verwenden und Anti-Rassist*innen dies öffentlich anprangern und Konsequenzen fordern.
Der Soziologe ist davon überzeugt, dass künftig sehr viel rassistisches Gedankengut in Deutschland an das Tageslicht kommen werde, weil es eine vitale Generation gebe, die sich dem Einsatz gegen Rassismus verschrieben hat. Dieses Engagement führe immer wieder zu Widerstand, wie wir bspw. bei der Umbenennung von Straßennamen aufgrund der rassistischen Prägung erkennen können oder wenn die Verbannung des Z-,N-, oder I-Wortes aus dem Sprachgebrauch gefordert wird. Zurecht!Wie soll dieses Spannungsfeld nun gelöst werden? Aladin El-Mafaalani empfiehlt vor allem Gelassenheit, angesichts der erregten gesellschaftlichen Debatte rund um Rassismus und sagt entgegenkommend in die Richtung aller: „Man muss sich nicht rechtfertigen, wenn man rassistisch denkt und handelt, sondern nur, wenn man ab morgen nichts daran ändert.“