Der Sozialaktivist Ali Can hat schon häufiger mit seinen Projekten für Aufsehen gesorgt. Vor allem als Initiator der „Hotline für besorgte Bürger“ sowie mit dem Hashtag #MeTwo gegen Rassismus ist er national wie international bekannt geworden.
Im August 2021 ist Ali Can sein nächster Coup mit dem kreativen Namen “wAlman” gelungen. Ein Wortmix zwischen Wahlmann und “alman”, der scherzhaften Bezeichnung von Deutsch-deutschen in migrantischen Communities.
Das Herzstück von “wAlman” ist ein Wahlswiper. So wie beim Wahl-O-Maten werden den User*innen Fragen zu politischen Einstellungen gestellt, zum Beispiel: Soll ein Mindestlohn von 12 Euro eingeführt werden? Soll Cannabis legalisiert werden oder soll das Wahlalter auf 16 gesenkt werden. Auf Basis der Antworten erhalten die User*innen einen Überblick darüber, welche Partei am ehesten ihre Interessen vertritt.
Im Gegensatz zum Wahl-O-Maten der Bundeszentrale für politische Bildung werden die Fragen jedoch nicht auf deutsch, sondern auf englisch, türkisch, russisch, arabisch und farsi gestellt. Außerdem erinnert das Design von “wAlman” eher an Tinder, als dem Look einer Behördenseite. Indem die User*innen nach links swipen lehnen sie eine politische Aussage ab und wenn sie nach rechts wischen stimmen sie wiederum zu. Außerdem können Fragen übersprungen werden, wenn man sich nicht positionieren kann oder will.
Ali Can möchte mit „wAlman“ Deutsche, die einen Flucht- oder Migrationshintergrund haben, die Möglichkeit bieten, sich besser über die Parteien, die bei der Bundestagswahl am 26. September antreten zu informieren und eine Entscheidungshilfe bieten. Dies ist aus der Sicht von Ali Can notwendig, weil sich Deutsche mit sogenanntem Migrationshintergrund im Gegensatz zu Deutsch-deutschen seltener an Wahlen beteiligen.
Dass liege daran, dass die Zugewanderten verinnerlicht hätten “Gäste” oder “Ausländer” zu seien, weil Deutschland sich lange Zeit nicht als Einwanderungsland definiert hatte. Viele hätten gar nicht das Gefühl, dass sie mitwählen sollten, deswegen bedürfe es viel Aufklärung und Überzeugungsarbeit.
Erstveröffentlichung: DOntHateBlog, 26.08.2021