06:15 Uhr: Aufwachen, duschen, anziehen, Kinder für die Kita fertig machen, aber kein Frühstück (auch kein Wasser), zumindest für mich. Meine Ehefrau fastet aus gesundheitlichen Gründen nicht und unsere zwei Kinder sind dazu noch viel zu klein.
7:45 Uhr: Meine Frau bringt die Kinder in die Kita, fährt weiter zur Arbeit und mein Home-Office-Tag beginnt. Mails schreiben, telefonieren, Video-Konferenzen, Artikel schreiben, Online-Vorträge und Workshops durchführen. Das übliche Programm.
9:15 Uhr: Ich mache eine Pause und springe auf dem Trampolin. Im Ramadan aber nur zehn- statt 15 Minuten wie sonst. Auf geht es mit neuen Elan an die Arbeit.
12:00 Uhr: Zeit für einen Power Nap, also einem kurzen Mittagsschlaf. Ich lege mich für eine halbe Stunde hin, vor und nach dem Ramadan gönne ich mir nur 20 Minuten. Nach dem Nickerchen arbeite ich umso konzentrierter weiter.
13:30 Uhr: Ich verrichte für etwa zehn Minuten das rituelle Mittags- und Nachmittagsgebet im Islam. Ich spüre deutlich mehr Spiritualität als vor dem Fastenmonat. Und die Arbeit geht weiter.
15 Uhr: Meine Frau hat die Kinder auf dem Weg nach Hause von der Kita abgeholt. Die tägliche Spielzeit steht für mich an. Eine halbe Stunde lese ich den Kindern etwas vor und wir toben gemeinsam. Aufgrund des Fastenmonats bin ich nicht ganz so aktiv, um Energie für den restlichen Fastentag zu sparen.
15:30 Uhr: Ich denke mittlerweile häufiger an das Essen, aber die Arbeit lenkt mich ab.
18:15 Uhr: Feierabend. Ich gehe in den Park vor unserer Wohnung spazieren und nehme die Umwelt im Ramadan viel bewusster wahr als sonst.
18:45 Uhr: Meine Frau bringt unseren Sohn ins Bett und ich unsere Tochter.
19:30 Uhr: Die letzten 90 Minuten vor dem Fastenbrechen sind am schwierigsten. Ich lese noch ein wenig und schaue Nachrichten.
21:00 Uhr: Geschafft! Ich breche das Fasten und meine Frau leistet mir Gesellschaft. Ich genieße jeden Bissen und trinke so viel wie möglich, um Reserven für den nächsten Tag zu tanken. Anschließend verrichte ich das Abend- und Nachtgebet.
22:15 Uhr: Ich gehe ins Bett. Nachts werde ich mindestens zwei Mal auf Toilette müssen, weil ich so viel getrunken habe. Und so geht es weiter bis zum 12. Mai.
Erstveröffentlichung: DOntHateBlog, 22.04.2021, https://www.facebook.com/donthateblog/posts/286766159791862