„Fühlen Sie sich sicher in Deutschland?“, fragte der AfD-Europaabgeordnete Guido Reil seine
Facebook-Fans am 4. November 2020. Also zwei Tage nach dem islamistisch motivierten Terroranschlag in Wien, bei dem vier Menschen getötet und 23 weitere teils schwer verletzt wurden. Nur eine Stunde nach Reils Umfrage hatten bereits 892 User*innen reagiert und alle gaben an, sich nicht sicher zu fühlen (siehe Titelbild).
Natürlich leidet nach einem Terroranschlag das Sicherheitsgefühl, aber eine Unsicherheit von 100 Prozent ist nicht “nur” mit dem Terroranschlag zu erklären. Wie kommt also so ein Ergebnis zustande?
It’s the filter bubble, stupid!
Die Antwort hat viel mit Filterblasen zu tun. Das heißt: User*innen in sozialen Netzwerken abonnieren häufig Seiten oder haben Freund*innen, die so ähnlich denken wie sie selbst. Dadurch werden User*innen einseitig informiert.
Dieser Effekt kann durch Algorithmen verstärkt werden, denn auf manchen Websites werden User*innen nur oder fast ausschließlich Inhalte eingeblendet, die mit ihren bisherigen Interessen weitgehend übereinstimmen.
Der Filterblasen-Effekt wirkt sich besonders stark auf AfD-Wählerinnen aus, weil die rechtsradikale Partei ihre Anhänger*innen sehr einseitig informiert. Ein Beispiel: Wenn die AfD in ihren Pressemitteilungen im Jahr 2018 bei Tatverdächtigen die Nationalität nannte, waren dies zu 95 Prozent Ausländer*innen. In Wirklichkeit lag der Anteil der nicht deutschen Verdächtigen laut Kriminalitätsstatistik im Jahr 2018 bei weniger als 35 Prozent.
AfD bewegt sich im Vergleich zu anderen Parteien am stärksten in einer Filterblase
Allerdings sind nicht nur AfD Anhänger*innen häufig in Filterblasen gefangen. Vielleicht wirst du über soziale Netzwerke auch einseitig informiert. Um dieses Risiko zu verringern, kannst du unterschiedliche Medien als Informationsquelle nutzen.
Gerade dies ist eine Schwäche von AfD-Anhänger*innen, weil sie im Vergleich zu anderen Wähler*innen der Bundestagsparteien die wenigsten Nachrichtenquellen konsumieren,
wie eine Studie ergeben hat.
Erstveröffentlichung, DOntHateBlog, 10.11.2021: https://www.facebook.com/donthateblog/photos/a.123959046072575/212493147219164/