Mesut Özils Rücktritt brachte die Lawine ins Rollen. In seiner Erklärung warf er der DFB-Führungsspitze, allen voran dem DFB-Präsidenten Reinhard Grindel, Rassismus vor. Özils prägendster Satz: „Wenn wir gewinnen, bin ich Deutscher. Wenn wir verlieren, bin ich ein Migrant!“ Özils Worte spiegeln die Gefühlswelt vieler Migranten wider. Ein Grund für die Verbreitung des Hashtags #metwo, aber nicht nur.
Migranten fordern Deutungshoheit der Medien heraus
Diskriminierung und Rassismus sind schon viel zu lange ein Randthema im öffentlichen Diskurs. Sogenannte besorgte Bürger erhalten umso mehr Aufmerksamkeit. Schon viel zu lange werden Migranten in den Medien tendenziell negativ dargestellt. Und zu selten sprechen Minderheiten in den Medien mit ihrer eigenen Stimme.
Bei #metwo war es anders. Betroffene haben selbst das Wort ergriffen, um die Deutungshoheit etablierter Medien herauszufordern. Ihre Schilderungen waren aus den sozialen Netzwerken, bis in die Mitte der Gesellschaft zu hören. Sogar die Hauptausgabe der Tagesschau berichtete und zitierte mehrere Tweets.
Medien und Politik unter Zugzwang
Warnschuss für Medien und Politik.
Die Berichte der Betroffenen fordern die Regierung direkt auf, etwas gegen die Ungleichheiten in allen Lebensbereichen zu unternehmen. Sei es im Schulsystem oder auf dem Arbeitsmarkt. Diverse Studien belegen längst gravierende Defizite.
#Metwo spiegelt aber auch die Unzufriedenheit, benachteiligter Personengruppen mit der Berichterstattung wider, sonst wäre der Hashtag im Keim erstickt. Migration wird in der Regel negativ gerahmt, dabei gehört Diversität zur Normalität. Integrationsdefizite müssen in den Medien natürlich thematisiert werden. Aber auch deren Ursachen. Dazu gehören nicht zuletzt Diskriminierung und Rassismus.
Erstveröffentlichung in der taz: http://www.taz.de/!5521176/