„Ich möchte Kanzler*in aller Deutschen sein“ – Diesen Anspruch erheben Kanzler*innen für gewöhnlich nach einer Wahl. Wahrscheinlich werden wir diesen Satz auch bald von Armin Laschet oder vielmehr von Olaf Scholz hören. Dieser Anspruch, Kanzler aller Deutschen sein zu wollen, ist ehrenwert, aber zum scheitern verurteilt.
AfD-Wähler*innen werden sich kaum mit einem möglichen Kanzler Olaf Scholz identifizieren können. Genauso wenig werden sich die meisten Anhänger*innen der Partei „Die Linke“ von einem potenziellen Kanzler Armin Laschet vertreten fühlen. Und doch sind wir ein Volk – ob wir wollen oder nicht. Wir sind jedoch kein homogenes Volk.
Selbst in Familien herrschen häufig unterschiedliche Ansichten, in Parteien gibt es unterschiedliche Flügel, in Religionsgemeinschaften verschiedene Auslegungen. Bei all den Unterschieden stellt sich die Frage, was uns im Innersten zusammenhält. Aus meiner Sicht sollte uns die Einheit in der Vielfalt im 21. Jahrhundert auszeichnen. Unser gemeinsames Fundament sollte dabei das Grundgesetz sein.
Dies brachte unsere Noch-Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Neujahrsansprache 2018 sehr schön auf den Punkt: „Wir sind – im besten Sinne – eine vielstimmige Gesellschaft. Zugleich einen uns die Werte unseres Grundgesetzes: also die Achtung vor der unantastbaren Würde jedes einzelnen Menschen und seiner Freiheitsrechte. Dass wir uns wieder stärker bewusst werden, was uns im Innersten zusammenhält, dass wir wieder deutlicher das Gemeinsame in den Vordergrund stellen, dass wir uns bemühen, wieder mehr Achtung vor dem anderen zu haben, und zwar Achtung im umfassenden Sinne – aufmerksam sein, wirklich zuhören, Verständnis aufbringen…”(1)
Ich hoffe, dass der nächste Kanzler mit der gleichen Überzeugung unser Land regiert, denn wir sind ein Volk, ob wir wollen oder nicht. In diesem Sinne wünsche ich euch allen, einen schönen Tag der deutschen Einheit!