Ich bin Migrant, Muslim und Journalist. Diese Kombination ist in deutschen Medien ziemlich selten, denn laut Schätzungen haben gerade einmal fünf Prozent der Journalist:innen einen sogenannten Migrationshintergrund. Gemessen am Bevölkerungsanteil müssten es gut 25 Prozent sein. Muslim:innen sind wahrscheinlich noch deutlicher unterrepräsentiert, weil sie aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit zusätzlich diskriminiert werden.
Ich arbeite für unterschiedliche Medien als freier Journalist und schreibe vor allem über Muslime, Migration und Rassismus. Natürlich können auch weiße Menschen über diese Themen berichten, aber Personen mit einer internationalen Geschichte bringen Erfahrungen und Wissen mit, die eine weiße Person nicht unbedingt parat hat.
Als einziger Muslim während des Fastensmontas in der Redaktion
Je diverser eine Redaktion ist, desto mehr Perspektiven und Expertisen aus der Bevölkerung fließen auch in die Berichterstattung ein. Diese Erfahrung habe ich beispielsweise in einer Redaktion gemacht, bei der ich als einziger Muslim während des Ramadans gearbeitet habe.
Als ich dort tätig war hat das Medium zum Fastenmonat deutlich mehr Beiträge veröffentlicht, als im Jahr zuvor. Außerdem hatte ich im Gegensatz zu meinen Kolleg:innen den Vorteil, dass ich über islamisches Wissen verfügte, Erfahrungen mitgebracht habe und Kontakte in der muslimischen Community hatte. Dies hat die Recherchen deutlich erleichtert und kam letztendlich auch dem Medium zugute.
Mehr Vielfalt in den Medien stärkt die Demokratie
Mehr Vielfalt in deutschen Medien ist also nicht nur für Minderheiten von Vorteil, sondern auch für die Medienhäuser selbst. Außerdem sind vielfältige Redaktionen auch wichtig für die Demokratie. Mitglieder benachteiligter Bevölkerungsgruppen sollten im Sinne der Chancengleichheit entlang von Ethnie, sexueller Orientierung, religiöser Zugehörigkeit und nicht zuletzt dem Geschlecht in etablierten Medien gerecht vertreten sein. Gerade öffentlich-rechtliche Medien tragen eine herausragende Verantwortung, weil ihr Anspruch entsprechend der eigenen Statuten darin besteht, die Meinungsvielfalt in der Bevölkerung abzubilden.