In sozialen Netzwerken und Messenger-Diensten sind aktuell Verschwörungstheorien zum Coronavirus viral. So macht beispielsweise ein gefakter Screenshot im Focus-Online-Layout die Runde, wonach die Öffnungszeiten von Supermärkten drastisch heruntergefahren werden. Über WhatsApp geistert zum Schrecken vieler Eltern eine Sprachnachricht herum, wonach die Einnahme von Ibuprofen Covid-19 noch gefährlicher machen soll.
Besorgnis erregend ist, wie viele User auf diese Fake News hereinfallen und sie weiterverbreiten. Dagegen gibt es nur ein Mittel: Bildung. Mit grundlegenden Medienkompetenzen sind MediennutzerInnen in der Lage, solche Unwahrheiten zu entlarven, indem sie seriöse Berichte von Fake News unterscheiden können. Das notwendige Know-how fällt jedoch nicht vom Himmel, sondern muss erlernt werden. Dazu zählt die Einschätzung von Informationen, eine gute Recherche und damit einhergehend, das Zwei-Quellen-Prinzip.
Es geht nicht darum, dass aus allen MedienkonsumentInnen nun ProduzentInnen werden, aber über ein journalistisches Basiswissen sollte in unserer Mediengesellschaft jeder und jede verfügen. Das hilft nicht „nur“ bei Fake News zu Corona, sondern beispielsweise auch, wenn in der politischen Debatte Unwahrheiten verbreitet werden.
Es ist höchste Zeit, diese Fähigkeiten flächendeckend in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen zu vermitteln. Schließlich ist dieses Wissen ein geradezu existenzielles Bedürfnis, wenn rationale Entscheidungen in medizinischen Fragen getroffen werden müssen.
Medienkompetenzen machen zwar niemanden gegen das Coronavirus immun, aber immerhin sind dann alle gegen Fake News gewappnet. So kann jeder User durch Nutzung seriöser Quellen zur Informationsbeschaffung dazu beitragen, die Verbreitung von Covid-19 zu verlangsamen, die medizinische Versorgung zu verbessern und Panik zu verhindern. Letztlich steht und fällt alles mit Bildung.
Erstveröffentlichung in der taz, 18.3.2020: https://taz.de/Medienkompetenz-in-Corona-Zeiten/!5668772/