Auf einem Spielplatz kreuzten sich die Wege eines Rechtsextremisten* und der Muslima Marwa el-Sherbini zum ersten Mal. Die Mutter spielte nichtsahnend mit ihrem dreijährigen Sohn, bis sie vom Rechtsextremisten aufgrund ihres Kopftuchs als “Islamistin” und “Terroristin” bezeichnet wurde.
Beobachter informierten die Polizei und El-Sherbini erstattete Anzeige wegen Beleidigung. Der Täter war sich keiner Schuld bewusst. Aus seiner Sicht seien Muslime “nicht beleidigungsfähig”, da sie keine „richtigen Menschen“ seien, sagte er vor Gericht. Er wurde zu seiner Geldstrafe verurteilt und legte Berufung ein.
Die schwangere Marwa musste ein weiteres Mal aussagen. Ihr dreijähriger Sohn und Ehemann waren auch anwesend. Plötzlich zückte der Rechtsextremist ein Messer und stach 18 Mal auf sie ein.
Ihr Ehemann eilte zur Hilfe und der Rechtsextremist stach drei Mal auf ihn ein. Ein heraneilender Polizist hielt den Ehemann für den Täter und schoss ihm auch noch ins Bein. Der Ehemann überlebte, aber für Marwa El-Sherbini kam jede Hilfe zu spät. Sie und ihr ungeborenes Kind erlagen ihren Verletzungen. Der Täter wurde wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.
Der Mord an der Muslima Marwa el-Sherbini zeigt, wohin Vorurteile und Hass führen. Vorurteile sind die Vorstufe von Rassismus. Und Rassismus tötet. Heute vor elf Jahren wurde Marwa el-Sherbini umgebracht.
Islamfeindlichkeit ist nach wie vor ein aktuelles und akutes Problem. Im Jahr 2019 sind laut des Bundesinnenministeriums 950 islamfeindlich motivierte Straftaten begangen worden (2018: 910). Dies entspricht einem Anstieg um 4,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Bei den islamfeindlich motivierten Straftaten handelt es sich unter anderem um Volksverhetzung, Sachbeschädigungen, Beleidigung von Muslim:innen und nicht zuletzt um Angriffe auf muslimische Einrichtungen wie Moscheen. 90 Prozent der islamfeindlichen Straftaten waren im Jahr 2019 rechtsextrem motiviert, so wie im Falle Marwa el-Sherbinis.
*Den Namen von Terroristen oder Rechtsextremisten nenne ich bewusst nicht, denn ich möchte den Tätern nicht unnötig mediale Aufmerksamkeit schenken.